Aktuelle Entwicklungen privater Ladeinfrastruktur in der Immobilienwirtschaft

Die Entwicklung und der Bedarf an Ladeinfrastruktur in der Immobilienwirtschaft sind in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Mit der zunehmenden Nutzung von Elektrofahrzeugen wächst auch die Nachfrage nach Lademöglichkeiten in Wohn- und Gewerbeimmobilien. Schon jetzt erkennen viele Immobilienbesitzer die Notwendigkeit, ihren Mietern und/oder Mitarbeitern die Möglichkeit zu bieten, ihre Elektrofahrzeuge bequem aufzuladen. Mit Blick auf den Hochlauf der E-Mobilität dürfte das jedoch erst der Anfang sein.

 

Nach einer Studie von McKinsey haben bereits heute 51% der Kunden in Deutschland bei ihrem jüngsten Autokauf ein Elektroauto ernsthaft in Erwägung gezogen. Bis 2030 sollen in Europa rund drei Viertel der Neuwagen elektrisch sein. Nach konservativen Prognosen wird bereits im Jahr 2027 jeder fünfte PKW ein elektrisch betriebenes Fahrzeug sein. Mit der dynamischen Zunahme von E-Fahrzeugen steigt gleichzeitig der Bedarf für eine passende Ladeinfrastruktur. Das gilt für das Laden zuhause, am Arbeitsplatz und an öffentlichen Ladestationen.

60 – 85% der Ladevorgänge finden zuhause oder am Arbeitsplatz statt

Aktuellen Studien zufolge findet der Großteil der Ladevorgänge im privaten Umfeld statt. Rund 60% – 85% der Ladevorgänge finden am Arbeitsplatz oder zuhause statt und rund 15% – 40% an öffentlichen Ladestationen. Vor diesem Hintergrund ist der Infrastrukturausbau im privaten Sektor ein zentraler Aspekt für Immobilienbesitzer, Wohnungseigentümer und Vermieter.

Grafik - Typische Standorte für Ladeinfrastruktur

Der künftige Bedarf privater Ladeinfrastruktur in Wohnimmobilien ist groß

Für E-Mobilisten ist die Möglichkeit für privates Laden im häuslichen Umfeld höchst attraktiv und in vielen Fällen auch eine persönliche Voraussetzung für die Anschaffung eines Elektroautos. Daher wird der Auf- und Ausbau privater Ladeinfrastruktur eine zentrale Säule für den künftigen Bestandszuwachs von E-Fahrzeugen in Deutschland sein. Hinzu kommt, dass aufgrund des hohen Anteils gewerblicher PKW-Zulassungen von etwa 66 Prozent an den jährlichen Neuzulassungen (Stand 01.01.2020) sowie der angepassten Dienstwagensteuer für E-Fahrzeuge davon auszugehen ist, dass der Anteil an E-Firmenfahrzeugen in den kommenden Jahren weiter steigen wird, was den Bedarf an Ladepunkten für das Laden des Dienstwagens zuhause zusätzlich erhöht. Mit Blick auf einen prognostizierten Bestand von 2,1 bis 3,1 Mio. E-Fahrzeugen in Deutschland im Jahr 2025 werden nach Berechnungen der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) etwa 2,4 bis 3,5 Mio. private Ladepunkte benötigt. Hier ist insbesondere auch die private Immobilienwirtschaft gefordert, die benötigte Infrastruktur bereitzustellen.

Status Quo privater Ladeinfrastruktur in Liegenschaften

Über die Anzahl privater Ladestationen in Ein- und Mehrfamilienhäusern, gibt es keine genauen Daten, da die Meldung nur beim lokalen Netzbetreiber erfolgt. Laut Energieagentur DENA sind bisher rund 900.000 private Wallboxen gefördert und installiert worden (Stand 05/23).

 

Einer goldgas-Umfrage bei Gebäudeverwaltern (08/19) zufolge ist E-Mobilität für die Immobilienwirtschaft ein relevantes Thema. 45 % der Umfrageteilnehmer bestätigen die Entwicklung, Ladestationen für Elektroautos bei neuen Immobilien direkt in die Planungen zu integrieren. Entscheidender Grund für diese Entwicklung ist, dass Ladestationen für Elektroautos Immobilien für Mieter und Käufer attraktiver machen. Davon sind 40 % der Immobilienverwalter überzeugt. 72,8 % der Verwalter erkennen die wichtige Rolle der Immobilienwirtschaft bei der Mobilitätswende grundsätzlich an.

 

Jedoch zeigt sich generell, dass der Ausbaustatus von Ladeinfrastruktur in privaten Liegenschaften aktuell noch große Lücken aufweist. Laut einer Umfrage des ADAC hat sich die Anzahl von Lademöglichkeiten in Mehrfamilienhäusern gegenüber 2019 zwar leicht verbessert, jedoch sind lediglich rund 11 Prozent der Objekte mittlerweile mit Steckdosen und 7 Prozent mit Wallboxen oder Ladesäulen zum Aufladen von E-Fahrzeugen ausgestattet.

Lademöglichkeiten in Mehrfamilienhäusern nehmen insgesamt zu, sowohl mit Steckdosen als auch mit Wallboxen und Ladesäulen

In der Umfrage wurde ebenfalls die Planung von Lademöglichkeiten in betreuten Projekten abgefragt. Hier antworteten 66 Prozent der Befragten, dass sie den Ausbau ihrer Objekte mit Lademöglichkeiten planen. Dies entspricht einer Steigerung um 39 Prozent gegenüber 2019 . Die Zahl derjenigen, die hinsichtlich einer Installation unschlüssig ist, hat sich dagegen in diesem Zeitraum um 23 Prozent verringert.

Planung von Lademöglichkeiten in Mehrfamilienhäusern - immer mehr Unternehmen planen den Ausbau Ihrer Objekte mit Lademöglichkeiten

Um den Bedarf an Ladeinfrastruktur in der Immobilienwirtschaft zu decken, ist eine Voraussetzung, dass Immobilienbesitzer und -entwickler frühzeitig die Planung und Installation von Ladestationen berücksichtigen. Dies kann den Bau neuer Gebäude oder die Nachrüstung bestehender Immobilien umfassen.

Herausforderungen für den Infrastrukturausbau für Immobilienbesitzer

Die Bereitschaft von Immobilienbesitzern zur Installation hängt in diesem Zusammenhang maßgeblich vom Gebäudetyp und dem damit verbundenen Installationsaufwand ab. Immobilien mit Nachrüstung ohne Vorbereitung machen den größten Gebäudeanteil am derzeitigen Bestand aus. Die Bereitschaft zur Installation liegt in diesem Fall lt. Umfrage bei (nur) 25 % der befragten Eigentümer. Hingegen ist lediglich 1 % der Gebäude am derzeitigen Bestand bereits vollständig vorbereitet.

Abhängig vom Zustand der elektrischen Anlagen sowie von bereits durchgeführten vorbereitenden Maßnahmen in Immobilien können die Kosten der Installation eines Ladepunkts stark variieren. Vor diesem Hintergrund haben Fachleute ermittelt, wie groß die Bereitschaft zur Installation eines Ladepunkts bei Haushalten mit E-Fahrzeug unter den verschiedenen Voraussetzungen ist. Dabei wurde auch das geänderte Wohnungseigentumsgesetz (WEG) berücksichtigt, mit dem den Mietparteien von Mehrfamilienhäusern zu Beginn des Jahres 2020 Erleichterungen beim Aufbau von Ladepunkten in Aussicht gestellt wurden. Auf Basis der ZVEI-Studie „Erhebung des Zustands elektrischer Anlagen für Gebäude“ wird bestimmt, bei welchem Anteil der Gebäude in Deutschland erheblicher, mittlerer oder kein Nachrüstaufwand für die Installation eines Ladepunkts besteht.

 

Für die Installation eines Ladepunkts in Gebäuden mit erheblichem Nachrüstaufwand fallen nach Einschätzung der Fachleute bei Einfamilienhäusern zusätzliche Kosten von ca. 3.000 Euro und bei Mehrfamilienhäusern zwischen 4.500 und 7.000 Euro an. Der Mehraufwand für Mehrfamilienhäuser resultiert aus größeren Umverteilungen, einer eigenen Messstelle, größeren Kabelquerschnitten und längeren Kabelwegen sowie der Bereitstellung eines dynamischen Lastmanagements. Wurden im Gebäude bereits Arbeiten zur Vorbereitung durchgeführt (mittlerer Nachrüstaufwand), sinken die zusätzlichen Kosten der Installation eines Ladepunkts auf bis zu 2.000 Euro für Einfamilienhäuser bzw. 3.000 Euro für Mehrfamilienhäuser. Ist ein Gebäude bereits vollständig vorbereitet, kann der Ladepunkt ohne zusätzliche Kosten für Nachrüstung installiert werden.

 

Für die Installation von Ladepunkten können Immobilieneigentümer von verschiedenen Förderprogrammen profitieren, die auf Bundes- oder Landesebene bereitgestellt werden, wie z. B. in Nordrhein-Westfalen.

Ladeinfrastruktur als Pflichtsache für Eigentümer: GEIG und WEG als Treiber im privaten Sektor

Einen wichtigen Treiber für den Ausbau von Ladeinfrastruktur in Immobilien stellt das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) dar, das am 25.03.2021 in Kraft getreten ist. Dieses legt fest , dass bei Neubau oder größeren Renovierungen von Wohngebäuden mit mehr als fünf Stellplätzen, jeder Stellplatz mit Leitungsinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ausgestattet werden muss. Bei neuen Nicht-Wohngebäuden greifen die GEIG-Vorgaben bei mehr als sechs Stellplätzen und legen fest, dass jeder dritte Stellplatz mit Leitungsinfrastruktur ausgestattet sowie ein Ladepunkt errichtet werden muss.

 

Auch die 2020 abgeschlossene WEG-Reform förderte den Aufbau von Ladestationen in Immobilien. Mit der Nouvelle erhielt jeder Wohnungseigentümer bzw. Mieter einen Anspruch auf eigene Kosten eine Lademöglichkeit für sein Elektrofahrzeug zu errichten. Es zeigt sich, dass Eigentümer und Mieter zunehmend von diesem Recht Gebrauch machen und eine private Ladestation bei ihrem Vermieter einfordern. Die Immobilienwirtschaft steht somit vor der Herausforderung auf diese Nachfrage zu reagieren und die Errichtung von Ladeinfrastruktur in Ihren Liegenschaften strukturiert anzugehen.

Privaten Ladebedarf bei künftigen Wohnungsbauprojekten berücksichtigen

Um die Lücke in der privaten Ladeinfrastruktur zu schließen, sollte der Bedarf des privaten Ladens bei zukünftigen Wohnungsbauprojekten verstärkt berücksichtigt werden. Darüber hinaus ergeben sich im Bereich der Elektromobilität viele weitere Möglichkeiten, für die Immobilienwirtschaft: Mietern fehlt es häufig an der Möglichkeit bzw. Bereitschaft, selbst in die Errichtung von Ladeinfrastruktur eines gemieteten Stellplatzes oder anderer Infrastruktur zu investieren. Jedoch sind die Bewohner i. d. R. dazu bereit, eine mehr oder weniger exklusive Ladeinfrastruktur (Wallbox) über eine höhere Miete oder Umlage zu zahlen. Auch ist eine Vorrüstung aller Stellplätze möglich, die Mieter oder Eigentümer der Stellplätze für den späteren Ausbau mit Wallboxen nutzen können. In Kooperation mit Energieversorgern lassen sich zahlreiche potenzielle Modelle finden, in denen es neben der Bereitstellung von Mobilitätsdienstleistungen dann auch um die Integration der Stromerzeugung durch beispielsweise Mieterstromprojekte geht.

Fazit

Die E-Mobilität in Deutschland wird nur dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, in der Immobilienwirtschaft flächendeckend ausreichend Ladestationen aufzubauen. Wer sein E-Auto nicht auf seinem privaten Grundstück, in Garagen oder in Wohnnähe laden kann, wird in vielen Fällen weiterhin ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor nutzen. Insgesamt wird die Entwicklung und der Bedarf an Ladeinfrastruktur für E-Mobilität in der Immobilienwirtschaft weiter stark wachsen. Deshalb ist es wichtig, dass Immobilienbesitzer und -entwickler diese Entwicklung erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Die Systemlösung von TankE

Als einer der führenden Dienstleister für Ladeinfrastruktur bietet TankE schlüsselfertige Ladelösungen. Von der Standortanalyse über den Aufbau der Ladeinfrastruktur in Wohn- und Gewerbeimmobilien bis hin zu umfassenden Servicepaketen. Bei der Umstellung auf Elektromobilität in Liegenschaften begleitet TankE von der Entwicklung individueller Lösungen über die fachgerechte Installation bis hin zur Sicherstellung des störungsfreien Betriebs und zur Abrechnung der Ladevorgänge.

 

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